Interview mit Dr. Ulrich Maly: Die Bedeutung der Spielwarenmesse

Messe.TV Moderator Klas Bömecke im Gespräch mit Herrn Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg auf der Spielwarenmesse 2016 in Nürnberg.

Dr. Ulrich Maly Interview Klas Boemecke 2016
Ulrich Maly Spielwarenmesse 2016

Interview Dr. Ulrich Maly (SPD)

Klas Bömecke: Herr Dr. Maly, die Spielwarenmesse in Nürnberg ist jedes Jahr ein ganz großer Termin oder? Dr. Ulrich Maly: Ja es ist eine Messe die verschiedene Kriterien in sich vereint, die es in der Kombination kein zweites Mal gibt: Traditionsveranstaltung, höchste Internationalität, sympathisches Produkt mit dem sich Jeder identifizieren kann. Das macht die Mischung aus, die die Stadt eigentlich geprägt hat. Die erste wirkliche internationale Veranstaltung in der Nachkriegszeit war die Spielwarenmesse. Früher als es keine Hotels gab, haben die Menschen die Messegäste dann in ihren Gästezimmern übernachten lassen. Und das verbindet eine Stadt mit einer Messe in einem Ausmaß, wie es bei kaum einer anderen Veranstaltung tatsächlich der Fall ist. Klas Bömecke: Hat die Spielwarenmesse auch eine große wirtschaftliche Bedeutung für Nürnberg? Dr. Ulrich Maly: Ja, da gibt es ja die üblichen Messemultiplikatoren, die die Volkswirte ausrechnen. Wir wissen ungefähr was der Messegast hier da lässt. Wir wissen die Multiplikatoren-Effekte, die sich daraus ergeben. Das ist aber nur die Seite die man sozusagen materiell erfasst. Das Image Spielwarenstadt und Stadt der Spielwarenmesse zu sein, reicht vom immateriellen Wert her weit darüber hinaus. Klas Bömecke: Spielwarenstadt sind Sie aber nicht nur wegen der Messe. Dr. Ulrich Maly: Ja, wir sinds mittlerweile ehrlicherweise wegen der Messe, weil die meisten großen Spielwarenhersteller nicht in Nürnberg sondern in Fürth wohnen – aber das ist egal, weil die Region ist im Grunde immer noch Spielwarenregion, wenn man an die großen Marken aus der Region denkt. Ja das macht schon was aus, es ist die positive Konnotation die mit dem Produkt verbunden ist, die diesen Botschaftscharakter besonders heraushebt. Klas Bömecke: Ich habe den Begriff „ToyCity“ aufgeschnappt. Können Sie mir dazu was sagen? Dr. Ulrich Maly: Ja, es gibt das große Leid der Nürnberger seit Jahrzehnten, dass es sich um eine Fachmesse handelt. Und man nicht rein darf. Und deshalb bemühen wir uns seit einigen Jahren in enger Kooperation mit der Spielwarenmesse, die Messe auch ein Stück weit ins Stadtbild zu rücken. Zum einen, damit die Messegäste sehen – die ganze Stadt schmückt sich für sie. Zum anderen, damit die Nürnbergerinnen und Nürnberger vielleicht als erste die neuen Spiele ausprobieren dürfen. Also wir wollen Spielwarenmesse auch leben. Klas Bömecke: Nun haben Sie ja auch seit vielen Jahren das Privileg, als Oberbürgermeister hier reinschauen zu dürfen. Ich als Journalist freue mich, dass ich hier dabei sein darf und überall spicken darf was so kommt. Geht es Ihnen da ähnlich? Dr. Ulrich Maly: Mir geht es da ähnlich. Wir haben immer unseren traditionellen Rundgang, ich bin nicht nur zur Eröffnung hier. Beim Rundgang besuchen wir die Firmen aus der Region, und da kucken wir uns auch mal die Spielsachen an. Meine Kinder sind erwachsen, das ist jetzt nicht mehr persönlich relevant, aber es ist spannend. Da man auch als Erwachsener feststellt, dass man nach 4-5 Stunden von der Reizüberflutung übersättigt ist, weil eine Million Produkte müssen erst einmal erfasst werden. Aber man sieht wie innovativ die Branche ist, jedes Jahr gibt es neue tolle Entwicklungen die man faszinierend findet. Es gibt eigentlich immer ein paar Stücke, wo man sich denkt – Mensch könnte man mit nach Hause nehmen, könnt n verschenken – das ist die Faszination, ja. Klas Bömecke: Und so ein bisschen bleibt man ja auch Kind. Ich hab immer noch Reiz an der Carrera Bahn, und LEGO find ich auch immer noch toll. Dr. Ulrich Maly: LEGO ist ein Klassiker, ja. Klas Bömecke: Spielen Sie noch? Dr. Ulrich Maly: Ich spiele Karten. Meistens Karten. Spielkarten – klassisch mit Freunden. Oder auch mal Brettspiele, Gesellschaftsspiele. Weniger Carrera oder Lego. Meine Frau und ich haben neulich mal einen Test gemacht: Unsere Kinder hatten mit lauter jungen Erwachsenen eine Party, und wir haben die Legokiste einfach so daneben hingestellt. Als wir nachts nach Hause kamen, war der ganze Tisch bebaut. Man sieht, dass auch bei jungen Erwachsenen, die es weit von sich weisen würden, sich noch dem Spiel hingeben und dann sozusagen das alte Fieber der Jugend wieder erwacht. Das zeigt eigentlich, dass der Mensch lebenslang ein „spielender Mensch“ ist. Klas Bömecke: Spielen funktioniert einfach immer. Dr. Ulrich Maly: Ja, immer.

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